Armin Risi~ Wiedergeburt, Pal Aton & Hölderlin (alle)

Vinaya El Michaela, Samstag, 25. Februar 2017, 03:52 (vor 2899 Tagen)


....Einer der wichtigsten Inhalte des Wortes aus dem Osten, dessen Wiederkunft Hölderlin voraussah und als dessen vorausgeschickter „heiliger Priester“ er sich berufen fühlte, ist die Reinkarnationslehre. Die meisten Hölderlin-Forscher waren sich bisher weder in ihrem eigenen Leben noch in bezug auf Hölderlins Leben dieser Perspektive bewußt. Erweitern wir unseren Horizont jedoch um diese Dimension, wird auch vieles in Hölderlins Leben und Werk klarer und lehrreicher.

Das Absolute und das Relative

Hölderlin spricht von Gott und den Göttern, den Himmlischen, aber nicht im absolutistischen Sinn des Christentums. Gott ist für Hölderlin mehr als nur ein eifersüchtiger Bestrafer, der gegen die Sünder und gegen die Götter wettert, so wie es «Gott» im Alten Testament tut.

Gott und die Götter sind nicht zu trennen, denn sie bilden eine Einheit. Manchmal erscheibnen die Himmlischen persönlich und manchmal die von ihnen gesandten Meister, Engel oder Seher:

Viel hab’ ich dein
Und deines Sohnes wegen
Gelitten, o Madonna,
Seit ich gehöret von ihm
In süßer Jugend;
Denn nicht der Seher allein,
Es stehen unter einem Schicksal
Die Dienenden auch.
(aus: An die Madonna)

Gott, die Gesandten Gottes und deren Diener bilden eine Einheit, und es verbindet sie ein Schicksal, das auf Erden oft mit Leid verbunden ist. Aber Hölderlin weiß, daß Gott, der Höchste, „ungebunden“ (absolut) ist. Nichts ist von Gott getrennt, und deshalb fühlen auch die Menschen, die ihre Verbindung mit Gott vergessen haben, immer eine Sehnsucht nach dem Absoluten, dem „Ungebundenen“:

… Und immer
Ins Ungebundene gehet eine Sehnsucht. Vieles aber ist
Zu behalten. Und not die Treue.
(aus: Mnemosyne, Dritte Fassung)

Obwohl die Menschen in einer Nacht der Gottvergessenheit leben und nur noch das Relative sehen, geht immer eine verborgene innere Sehnsucht hin zum „Ungebundenen“, denn solange das Relative nicht seine Verbindung (lat. religio; sanskr. yoga) mit dem Absoluten findet, ist es nicht vollständig. Diese Sehnsucht darf jedoch nicht zu einer einseitigen Verneinung der Welt führen, denn auch die Welt mit ihrer Vielfalt gehört zu Gottes absoluter Einheit. Gott – und nicht ein Teufel – ist der Herr der Welt. Gott umfaßt alles, auch die Welt, und deshalb betont Hölderlin weise: „Vieles aber ist /Zu behalten.“ Trotz der Sehnsucht nach dem Absoluten darf die Welt nicht verteufelt werden. Der Mensch soll in der Welt nicht zu Grunde gehen, sondern der Welt auf den Grund gehen, erkennen, was der Ursprung ist.


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A. Risi: Als ich ein Dichter war

Armin Risi - Wiedergeburt, Hölderlin und mein mystisches Erlebnis

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