Goethe - Lieber Tugenden bewundern (alle)

Die Pyramide, Montag, 19. Dezember 2016, 07:36 (vor 2956 Tagen)

Die Menschen sollten nur bewundern,
dass ein Mensch noch Tugenden hat.
Die Fehler verstehen sich von selbst.

* * *

Hat es einen Nutzen, sich auf die Fehler beim Anderen zu konzentrieren. Ich denke nicht. Hat es einen Nutzen, die Tugenden von Jemandem zu bewundern. Ich denke schon. So wächst diese Tugend auch in einem Selbst. Wir haben die Wahl. Was machen wir aus dem, das da ist. Sind wir positiv, oder sind wir negativ. Wenn wir negativ sind, ist meist alles nur Scheisse. Aber wir können ja auch wählen, wollen, positiv zu sein. Wem etwas an seinem Leben liegt, der bleibt unbedingt positiv. Positivität führt nach Oben, zum Seelenlicht, denn die Seele ist das Positive, Beherrschende. Positiv zu sein ist also mindestens guter Wille.
Wenn man Tugenden bewundert, verschwendet man keine Zeit.

Ein Fleck auf der Leinwand

Felix, Montag, 19. Dezember 2016, 13:07 (vor 2956 Tagen) @ Die Pyramide
bearbeitet von Felix, Donnerstag, 12. November 2020, 18:46

"Ich habe mich so sehr bemüht, die gute Seite der Menschen zu entdecken,
dass ich bei ihnen immer Tugenden feststellte, die niemand anderes bemerkt.
Und ich gewinne dadurch! Und wenn ich bei ihnen einen Fehler sehe, handle ich
auf die Weise eines Malers: ich betrachte diesen Fehler als einen Fleck auf der
Leinwand. Also nehme ich einen Pinsel und verwandle diesen Fleck, ich mache
daraus ein Element, das sich in die Komposition des Bildes einfügt. Diejenigen,
die es anschauen, rufen aus: "Mein Gott, ist das originell. Warum befindet
sich dieses Detail gerade an dieser Stelle?" (O.M. Aivanhov)

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Die Apfelsine des Waisenknaben

Felix, Montag, 19. Dezember 2016, 13:09 (vor 2956 Tagen) @ Felix

"Schon als kleiner Junge hatte ich meine Eltern verloren
und kam mit neun Jahren in ein Waisenhaus. Wir mußten
jeden Tag vierzehn Stunden arbeiten. Es gab im Jahr nur
einen einzigen Ruhetag: Das war der Weihnachtstag.

Dann bekam jeder Junge eine Apfelsine zum Christfest.
Aber diese Apfelsine bekam nur derjenige, der sich im
Laufe des Jahres nichts hatte zuschulden kommen
lassen. Diese Apfelsine zu Weihnachten verkörperte
die Sehnsucht eines ganzen Jahres.

Während die anderen Jungen am Waisenhausvater
vorbei schritten und jeder seine Apfelsine in Empfang
nahm, mußte ich in einer Zimmerecke stehen und
zusehen. Das war meine Strafe dafür, daß ich aus
dem Waisenhaus hatte weglaufen wollen.

Als die Geschenkverteilung vorüber war, durften die
anderen im Hof spielen. Ich aber mußte in den Schlafraum
gehen und dort den ganzen Tag im Bett bleiben. Ich war
traurig und beschämt, weinte und wollte nicht länger leben.

Nach einer Weile hörte ich Schritte im Zimmer. Eine Hand
zog die Bettdecke weg, unter der ich mich verkrochen hatte.
Ein kleiner Junge namens William stand vor meinem Bett,
hatte eine Apfelsine in der rechten Hand und hielt sie mir
entgegen. Ich wußte nicht, wie mir geschah, Wo sollte eine
überzählige Apfelsine hergekommen sein ?

Ich fühlte dumpf in mir, daß es mit dieser Apfelsine eine
besondere Bewandtnis haben müsse, denn sie war bereits
geschält. Als ich näher hinblickte, wurde mir alles klar,
und Tränen kamen in meine Augen. Und als ich die Hand
ausstreckte, um die Frucht entgegenzunehmen, mußte ich
fest zupacken, damit sie nicht auseinander fiel.

Was war geschehen ? Zehn Knaben hatten sich zusammen
getan und beschlossen, daß ich zu Weihnachten meine
Apfelsine haben müsse. So hatte jeder seine geschält, eine
Scheibe abgetrennt und die zehn Scheiben sorgfältig zu einer
neuen, schönen und runden Apfelsine zusammengesetzt.

Diese Apfelsine war das schönste Weihnachtsgeschenk in
meinem Leben. Sie lehrte mich, wie trostvoll echte
Kameradschaft sein kann." (unbekannter Verfasser)

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Tagore ~ Geschenk der Liebe

Vinaya El Michaela, Dienstag, 20. Dezember 2016, 05:52 (vor 2956 Tagen) @ Felix

Danke!!!

Diese schöne Geschichte werden wir am Donnerstag, auf der Weihnachtsfeier einer Schule vorlesen.


*******

Das Geschenk der Liebe kann man nicht geben.
Es wartet darauf, angenommen zu werden.

*
Du machtest mich endlos –
so ist dein Belieben.
Dies schwache Gefäß
leertest du wieder und wieder
und fülltest es immer mit neuem Leben.

Du trugst diese kleine Rohrflöte
über Hügel und Täler
und hauchtest durch sie
ewig neue Melodien.

Bei dem unsterblichen Druck deiner Hände
verliert mein kleines Herz
seine Grenze in Freude
und gebiert unaussprechliche Worte.

Deine unendlichen Gaben
empfange ich nur
auf diesen meinen sehr kleinen Händen.
Zeitalter vergehn
und immer gießest du aus,
und immer ist Raum,
um erfüllt zu werden.

TAGORE/ Gitanjali

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