Der kleine Oktavband (alle)

Felix, Dienstag, 22. November 2016, 04:58 (vor 2984 Tagen) @ Felix
bearbeitet von Felix, Freitag, 04. Oktober 2019, 21:27

von einem Literaturkalender abgetippt ... [image]


Louize Labé

war die Tochter eines reichen Seilers und heiratete mit zwanzig Jahren
einen reichen Seiler: das hat ihr den bald schmückend, bald spöttisch
gebrauchten Beinamen der belle cordelière Lyonnaise eingetragen.
Sie war 1526 geboren und starb verwitwet und vereinsamt 1565.

Als 1555 der kleine Oktavband ihrer Werke erschien,
war Louize Labé in ihrem Kreis längst eine gefeierte Frau.

Sie hielt einen Salon, in dem Gelehrte und Schöngeister der Stadt verkehrten,
sie war in fremden Sprachen und Literaturen zuhause, im Lateinischen,
im Italienischen und Spanischen, sie war musikalisch gebildet,
man kannte ihre Gedichte.

In ihren späten Elegien und Sonetten wird im Grunde dasselbe persönliche
Liebesthema abgehandelt. Eine Frau sagt ihr eigenes Schicksal aus.

Ihr Leiden entspringt nicht aus unerwiderter Liebe, kaum aus sporadischer
Treulosigkeit des Geliebten, sondern vielmehr aus der Übermacht einer
Leidenschaft, die an der geringen Gefühlsstärke ihres Mannes kein Genügen findet.


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Victor Klemperer, aus dem Nachwort zu Louize Labé:
Die Liebesgedichte einer schönen Lyoneser Seilerin namens Louize Labé.
erschienen 1978


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